„An andere denken“ - Jahresrückblick 2021 des Armutsbeauftragten

„An andere denken“ - Jahresrückblick 2021 des Armutsbeauftragten

„An andere denken“ - Jahresrückblick 2021 des Armutsbeauftragten

# Armutsbeauftragter

„An andere denken“ - Jahresrückblick 2021 des Armutsbeauftragten

Mit der Corona-Pandemie ist vieles anders geworden. Ein kleines unsichtbares Virus hat uns drastisch aufgezeigt, wie verwundbar wir auf dieser Welt sind. Es setzte unsere gewohnte Lebensweise außer Kraft – hinein in den Notbetrieb!

Das machte den Menschen Angst – nicht nur um ihre Gesundheit. Auch ganz existenziell. Viele fühlten sich allein und von der neuen Situation überfordert.

Obdachlose Menschen waren und sind weiterhin in ganz besonderem Maße die Leidtragenden der Situation: Hilfseinrichtungen mussten schließen, Spenden blieben aus! Die „plötzliche Sichtbarkeit“ dieser Menschen führte am Anfang zu großen Irritationen in der Bevölkerung, aber auch zu ungeahnter Solidarität. Die „Aktion Lunchpakete“ für die Tee- und Wärmestube wurde in Neukölln gestartet, um wenigstens das Leid der auf der Straße Lebenden zu verringern.

Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war enorm, und täglich erreichten uns Hilfsangebote aus dem ganzen Land, ja selbst von Geschäftsleuten, die ebenso betroffen waren von der Schließung, spendeten großzügig. Es gab und gibt eine ganz neue Art der sozialen Verbundenheit, aber auch der sozialen Verantwortung gegenüber Mitmenschen.

Unzählige Ehrenamtliche in unserem Kirchenkreis, aber auch außerhalb kämpfen unter größten Mühen gegen Armut und Obdachlosigkeit! Vielerorts wird zu Spenden aufgerufen, um das Leid wenigstens zu lindern. Der enorme Bedarf an Kleidung, Nahrung, medizinischer und sozialer Betreuung spiegelt sich nicht mehr in den genehmigten Budgets durch den Senat wieder. Mieten und kommunale Gebühren steigen gerade in den Brennpunktbereichen, und schon längst reichen die  Finanzmittel nicht mehr aus.

Zu einer großen Belastung wurde für viele Menschen auch die soziale Isolation und die emotionale Armut. Wir kannten bis dahin nur krankheitsbedingte und materielle Armut. Das stellt uns vor neue Herausforderungen. Wir brauchen für die Zukunft enorme Anstrengungen, um die Vielseitigkeit der Hilfen in unseren Gemeinden zu koordinieren und nach außen hin sichtbar zu machen.

Was können wir als Evangelischer Kirchkreis Neukölln tun?

In unserem Kirchenkreis gibt es bereits jetzt vielfältige Angebote zur Armutslinderung: Es gibt Schlafplätze für obdachlose Menschen, es gibt das Projekt Arbeitslosenfrühstück, das Projekt Mahl-Zeit, große Spendenaktionen, die Weihnachtspaket-Aktion für Obdachlose und hilfebedürftige Menschen, Beratungseinheiten wie z.B. Schuldnerberatung, Seelsorge und noch vieles mehr.

Es wäre gut, eine Übersicht über all diese Aktivitäten zu erstellen und sie den Gemeinden zur Verfügung zu stellen und so die Angebote einem größeren Kreis an Gemeindemitgliedern bekannt zu machen.

Ein gemeinsames Konto, wie z.B. das schon bestehende „Armut eine Stimme geben!“ könnte genutzt werden, um weitere Aktivitäten (langfristig) finanziell zu unterstützen.

Auch sollte darüber nachgedacht werden, inwieweit es möglich ist, ein gemeinsames Spendenlager aufzubauen, um somit die hohe Zahl an Sachspenden auch gezielt weitergeben zu können.

Was das Wichtigste für uns im Alltag sein muss, ist: an Andere zu denken, sich nahe und verbunden bleiben, helfen, wo immer möglich, Freude bereiten. Es sind Zeichen der Verbundenheit, der Solidarität, die sich vermehren, indem wir sie untereinander weitergeben! Sie haben eine große und hoffentlich auch bleibende Wirkung.

Das neue Jahr wird uns weiterhin vor große Herausforderungen stellen, und ich würde mich freuen, wenn Sie dabei sind und gemeinsam der Armut eine Stimme geben.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Start ins neue Jahr 2022!
Bleiben Sie gesund und behütet,

Ihr Thomas de Vachroi
Armutsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln und des Diakoniewerkes Simeon

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