„GOTT WIRD MIR SEINEN RAUM ÖFFNEN“ - Eine Bestattung in Würde

„GOTT WIRD MIR SEINEN RAUM ÖFFNEN“ - Eine Bestattung in Würde

„GOTT WIRD MIR SEINEN RAUM ÖFFNEN“ - Eine Bestattung in Würde

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„GOTT WIRD MIR SEINEN RAUM ÖFFNEN“ - Eine Bestattung in Würde

Martin Asante flüchtete aus Ghana nach Berlin. Noch bevor sein Aufenthaltsstatus geklärt werden konnte, erkrankte er schwer. Ulrike Reichardt vom Team der Krankenhausseelsorge hat ihn im Krankenhaus und im Sterben begleitet. Hier berichtet sie davon, wie Christ:innen aus Ghana und Berlin gemeinsam seine Bestattung in Würde möglich machten.

Die Stimme von Martin Asante war verstummt. Friedlich und gut umsorgt konnte er trotz schlimmer Erkrankung auf der Palliativstation unseres Klinikums sterben. Sein Tod berührte alle, die ihn im vergangenen halben Jahr kennenlernen konnten. Als Geflüchteter aus Ghana war er Ende 2020 in Berlin eingetroffen. Ein Selfie aus diesen Tagen zeigt einen müden, verunsicherten Menschen. Er sandte es als Gruß nach Hause, zur Familie in Kumasi, wo die zwei kleinen Söhne und die Ehefrau dringend auf Nachricht und Geld hofften. Kurz nach seiner Ankunft, sein Status und seine soziale Absicherung konnten noch gar nicht geklärt werden, erkrankte er schwer. Im Klinikum wurde die Krebsdiagnose gestellt, eine erste große Operation überstand er gut.

Aber was nun? Er hatte keine Adresse, er hatte keine Kontakte, er war verzweifelt, verstand kein Wort der Sprache, in der man ihn über seinen Zustand aufklären wollte. Sein Wunsch, mit einem Pastor zu sprechen und zu beten, führte uns zusammen. Und schnell wurde klar, dass es für uns mit Beten und Reden nicht getan war. Wir wussten, es gibt eine ghanaische Gemeinde. Und es gab Thomas de Vachroi, der neben vielen anderen mit Kontakten, Beratung und praktischen Tipps helfen konnte. „Armut eine Stimme geben“, dieses Motto haben wir von ihm übernommen. Laut werden lassen, dass einer in Not ist, das war der Schlüssel zur Hilfe. Ihn begleiten, auch im Begreifen, dass auch die deutsche Medizin ihn nicht mehr heilen kann, war hart. Aber ihm helfen zu können, in dieser Situation dennoch mit medizinischer Betreuung und unter geschwisterlicher Begleitung zu leben und dann auch zu sterben, hat viele im Klinikum, in der betreuenden Krankenwohnung für Obdachlose und schließlich auch im Kirchenkreis sehr berührt.

Nicht verbrannt zu werden, wenn er schon nicht zuhause sterben kann, das war ihm wichtig. Innerhalb von nur 48 Stunden brauchten wir eine finanzielle Zusicherung für Grab und Bestattung, sonst wäre er auf dem Amtsweg eingeäschert worden. Die Mitarbeiterin auf dem Sozialamt war uns soweit schon entgegengekommen. Aber sie glaubte nicht, dass wir das schaffen. „Armut eine Stimme geben“ hat es ermöglicht. Auch, dass die Stimmen dann laut werden konnten: Der Friedhof füllte sich mit Schwestern und Brüdern aus der ghanaischen Gemeinde Neukölln. Es wurde gesungen. Und die moderne Technik machte es möglich, dass die Familie in Ghana (fast zeitgleich) mit dabei war. „Gott wird mir seinen Raum öffnen.“ Das hatte Martin Asante kurz vor seinem Tod gesagt, das hat Philipp Geisen, katholischer Seelsorger, dann in seiner Predigt aufgegriffen. Der, der obdachlos und schutzlos gewesen war, fand nun in ganz anderer Weise seine Zuflucht, seinen Raum. Und dass auch die äußerliche, irdische Würde gewahrt werden konnte, das danken wir in seinem Namen neben vielen anderen auch ganz ausdrücklich dem Kirchenkreis Neukölln.

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